Meine gesangspädagogische Maxime
…und in dem WIE, da liegt der ganze Unterschied
oder: die Notwendigkeit, als Gesangspädagogin einen gut gefüllten Werkzeugkasten zu besitzen.
Der Satz von Hugo von Hofmannsthal, der Feldmarschallin aus dem Rosenkavalier von Richard Strauss in den Mund gelegt, lässt sich voll und ganz auf die Arbeit des Gesangspädagogen übertragen. Bei der Marschallin ist es eine Reflexion über die Zeit, und bei uns eine Reflexion über unsere Arbeit.
Wie oft wird von Gesangslehrenden «erklärt», wie etwas zu sein hat. Wie der Student jedoch dahin kommt, bleibt oft aussen vor. Wie oft werden auch hehre Sprüche herbeigezogen, welche zwar beeindruckend klingen, die Studierenden aber auf sich allein gestellt lassen, weil ihnen die Erfahrung fehlt, die Information zu entschlüsseln. Singen lernt man nicht (nur) selber, obwohl die Umsetzung des Verstehens (Kopf) ins Begreifen (Körper, Resonanz) jedem einzelnen anheimgestellt ist.
Socken stricken lernt man auch nicht selber. Man braucht eine Anleitung dazu. Wie geht das schon mal wieder mit der Ferse????
Ich hoffe sehr, dass sich junge Pädagoginnen und Pädagogen dem WIE bewusst sind, und sich stets weiterbilden. Man kann es nicht genug betonen. Die Frage nach dem wie muss uns umtreiben, immer und immer wieder. Wie kann ich noch besser erklären, noch besser merken, ob mein Vis-à-vis meine Aussagen verstanden hat und sie anwenden kann? Immer wieder rückfragen, das Unterrichtsgespräch nie abreissen lassen, lautet hier die Devise. Nachschlagen, wenn wir irgendwo nicht weiterwissen. Logisch bleiben, das eigene Denken immer wieder hinterfragen. Der Schüler soll fragen dürfen. Es gibt keine dummen Fragen… den Rest dieses Satzes kennen wir. Fragen wie die kleinen Kinder: Warum ist etwas so, und wie kann ich das lernen? Deswegen brauchen wir Gesangspädagogen einen übervollen Rucksack von Ideen und Zugangs-Möglichkeiten.